Die Diagnose einer Autoimmunerkrankung wie Multiple Sklerose, Zöliakie, Colitis Ulcerosa oder Hashimoto (und viele mehr) kann erschreckend sein und Betroffene in tiefe Verzweiflung stürzen. Mit einem Anteil von knapp 80 Prozent sind auffallend viele Patienten von Autoimmunerkrankungen weiblich. Manche Frauen sind sogar von mehreren Erkrankungen gleichzeitig betroffen - der Leidensdruck kann massiv sein.
Warum das x-chromosom hier zum Nadelöhr wird, wird kontrovers diskutiert, es gibt einige, teils sehr unterschiedliche Ansätze - ebenso wie die Ursachenforschung stehen wir zwar in der Forschung nicht mehr gänzlich am Anfang, aber befriedigende Aussagen für die Betroffenen bezüglich Therapie und Prävention liefern sie in der Regel noch nicht vollständig.
Leider sehen wir in den letzten Jahren auch eine Häufung an sehr jungen Patientinnen.
Meiner Meinung nach sollte es selbstverständlich sein, dass eine neu diagnostizierte Patientin mit all dem, das dann auf sie einstürzt an Fragen, Gefühlen und Themen auch bezüglich ihrer psychischen Verfassung nicht alleine gelassen wird. Eine Begleitung durch Psychotherapie / psychologische Beratung / Austausch mit einer psychologisch ausgebildeten Fachkraft sollte grundsätzlich sofort angeboten werden können. Und leider sehen wir aber auch, dass dies noch in keinster Weise der Fall ist. Unser Gesundheitssystem darf hier noch viel lernen und nacharbeiten.
Ich erlebe häufig, dass Betroffene durch unterschiedliche Phasen gehen - wie diese Phasen erlebt werden, und in welcher Reihenfolge, welche besonders und welche weniger ausgeprägt sind und ob und wie schnell bzw. nachhaltig Copingmechanismen erarbeitet werden, ist so individuell wie jeder Mensch individuell ist. Leider sehen wir aber auch nicht selten Verläufe, die teils schwere psychiatrischen Störungen entwickeln, vor allem dann, wenn keine psychologische Begleitung und Hilfe zur Seite stand und sich Probleme über Jahre tief in die Seele eingraben.
Eine genaue Betrachtung der individuellen aktuellen Situation und tiefgehende saubere Diagnostik ist unabdingbar, denn es gibt Erkrankungen, bei denen es zum Beispiel wichtig ist, zu unterscheiden, ob die psychischen Probleme
- eine unmittelbare Folge der organischen Erkrankung sind (wie depressive Symptome oder Wesensveränderungen, aber auch kognitive Einbußen zum Beispiel bei der Multiplen Sklerose) oder
- psycho-reaktiv als Folge der organischen Erkrankung (Belastungsreaktionen, Anpassungsstörungen, aber auch Phobien oder Panikstörungen und bipolare Störungen) oder
- ohne ursächlichen Bezug zur Autoimmunerkrankung bereits vorher bestanden haben oder sich als Komorbidität im Krankheitsverlauf entwickeln
Es ist mir - besonders auch durch persönliche Betroffenheit in meiner Familie - eine Herzensangelegenheit, diese Begleitung zu sein und mehr betroffenen Frauen mentalen Halt zu geben, während der Körper Achterbahn fährt. Raum und Zeit für Gefühle und Fragen zu geben und auch Verzweiflung und Wut zu halten. Manchmal kann es auch wertvoll sein, einen Partner für die eigene Trauerarbeit an der Seite zu haben, denn Abscheid zu nehmen vom eigenen Körper wie er vor der Krankheit war (oder Einschränkungen die man durch die Krankheit erlebt), ist ein herausfordernder und manchmal überfordernder Prozess. Die Tatsache, dass man von einer tiefgreifenden Krankheit betroffen ist, akzeptieren zu lernen - und den Unterschied zum "einfach Zähne zusammenbeißen" und "Aushalten" oder Resignieren zu verstehen und danach sein Leben auszurichten, kann einen (menschlichen) Kompass benötigen. Um irgendwann an einem Punkt dieser Reise im eigenen Prozess positive Punkte wahrnehmen zu können und Themen für sich neu auszurichten.
Ich arbeite als Wegweiser / Kompass / Wegbegleiter vorrangig mit der Akzeptanz- und Commitmenttherapie. Wenn auch Du einen Wegweiser möchten, buch Dir eine Sitzung unter Kontakt oder klicke einfach direkt hier und scrolle bis nach unten zu den "Therapieterminen".