Depressive Episode und depressive Symptomatik - nicht immer sind depressive Symptome eine klinische Depression

Klassische depressive Symptome sind beispielsweise übermäßige Traurigkeit und Verstimmtheit, fehlender Antrieb oder Verlust von Interesse an Dingen oder Unternehmungen, die früher einmal Freude machten. Es können sich aber auch Schlafstörungen zeigen, ständiges Grübeln oder pessimistische Zukunftsgedanken. Viele Betroffene fühlen sich wertlos oder nicht in der Lage "irgendetwas richtig gut hinzukriegen". Die Schwere der Symptomatik kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Manchen Betroffenen ist es nicht mehr möglich, alltägliche Routinen zu erledigen, wie beispielsweise regelmäßig zu duschen oder es kostet unfassbar viel Kraft. Sich aufdrängende suizidale Gedanken können auch Teil der Symptomatik sein. Es ist wichtig, sich in einer solchen Situation professionelle Hilfe zu holen, auch wenn dieser Schritt Überwindung und Kraft kostet. Man muss "es nicht alleine schaffen" - und: eine saubere Diagnostik ist auch hier ratsam: all die genannten Symptome können, müssen aber nicht automatisch eine depressive Episode sein. Sie können auch das Beschwerdebild von anderen Störungen darstellen, daher gilt es, hier eine vollständige Anamnese und Befund einzuholen, um dann gemeinsam nach einem folgerichtigen und nur dann nachhaltig effektiven Therapieplan zu arbeiten. Bei schweren Zustandsbildern kann eine medikamentöse Therapie notwenig sein, bei leichten depressiven Episoden oder Anpassungsstörungen gilt die kognitive Verhaltenstherapie als empirisch gesichert wirksam.


"Untypische", wenig bekannte depressive Symptome



Anders als die "typischen" und allgemeinhin recht bekannten Symptome, können allerdings auch Beschwerdebilder eine Depression sein, die man im ersten Schritt selbst gar nicht sofort mit einer Depression in Verbindung bringt. Beispielsweise erleben Betroffene einer sogenannten "lavierten Depression" eher körperliche Einschränkungen, Schmerzen oder immer wieder auftretende, beziehungsweise dauerhafte unspezifischen psychischen Beschwerden. Das können beispielsweise chronische Rücken- oder Kopfschmerzen sein, für die Fachärzte keine körperliche Ursache finden können. Auch hinter permanenten Angstzuständen und Konzentrationsschwierigkeiten, oder Reizbarkeit und allgemeine Erschöpfung kann sich eine Depression "verstecken". Daher kann es oft schwierig sein, die lavierte Depression zu diagnostizieren; die körperlichen Symptome stehen so sehr im Vordergrund, dass sie die zugrundeliegende Depression maskieren. Eine sehr sogfältige Abklärung der körperlichen Ursache und vollständige Befunderhebung ist unabdingbar. 
Bei leichten bis mittleren depressiven Episoden, weniger bekannten depressiven Formen (wie der lavierten Depression) können wir gut und wirksam mit der kognitiven Verhaltenstherapie arbeiten. Auch depressive Symptome, die anderen Störungsbildern wie zum Beispiel einer Anpassungsstörung zuzuordnen sind, und auch leichte, aber jahrelang anhaltende depressive Krankheitsbilder wie die Dysthymia sprechen oft gut auf Psychotherapie an.